Bergson-Effekte

Aversionen und Attraktionen im französischen soziologischen Denken

  • Erscheinungsdatum: 05.01.2015
  • Hardcover
  • 524 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-043-7
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Beschreibung


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Welche Spuren hat Henri Bergson im französischen soziologischen Denken hinterlassen, was sind die sozial- und gesellschaftstheoretischen Effekte jenes Autors, dessen Bedeutung für das französische Denken generell kaum zu überschätzen ist?

Die – oft impliziten, zuweilen auch absichtlich verdeckten – Bergson-Effekte im französischen soziologischen Denken werden entlang zweier konträrer Spuren aufgedeckt: Einerseits in den Aversionen gegen das (zunächst schlecht verstandene) bergsonsche Denken.
Diese Aversionen waren konstitutiv, in ihnen hat sich thematisch und methodologisch die Bildung der französischen Soziologie ereignet. Andererseits werden die Attraktionen, die produktiven Übernahmen von Bergsons Denken in soziologischen Konzepten verfolgt, bei Autoren wie Gilles Deleuze, Cornelius Castoriadis, Gilbert Simondon oder Georges
Canguilhem. Dabei erweist sich auch Bergsons Werk selbst als eines, das nicht nur philosophisch, sondern auch soziologisch neue Denkweisen bietet.

Dieses Buch öffnet ein bislang ungeschriebenes Kapitel der Soziologiegeschichte – und ein neues Register soziologischer Theorie. Es entfaltet im Durchgang durch die bergsoniani-schen Werke ein diskretes Paradigma: eine lebenssoziologische Denkweise. Diese verbindet eine singuläre Theorie der Differenz (als Differentiation, permanentes Anders-Werden) mit einer singulären Perspektive der Immanenz (Körper, Artefakte, Materialität, Affekte und Diskurse, Imaginäres und Symbolisches in ihren Verschränkungen und Eigenlogiken denkend). Sichtbar wird ein Neuer Vitalismus, der das Leben als Subjekt und Objekt des Denkens an-erkennt. Wie Bergson sagte, liegt ‚auf dem Grund des Sozialen‘ das Vitale; und daher ist es ‚stets der Aufenthalt, der eine soziologische Erklärung verlangt, und nicht die Bewegung‘.

Heike Delitz


Heike Delitz, Dr.phil., Habilitation an der Universität Bamberg, ist Professorin für Kollektiv- und Kulturwissenschaften an der Universität Regensburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Soziologische Theorie und Kultursoziologie sowie Vergleichende Soziologie. Nach Studien der Architektur und der Soziologie und Philosophie an der Technischen Universität Dresden war sie Postdoc-Stipendiatin der Universität Bamberg sowie der Bayerischen Eliteförderung. 2014 vertrat sie den Lehrstuhl für soziologische Theorie der Universität Heidelberg und war Senior Fellow am IKKM in Weimar.

Pressestimmen


So oder so zeigt Delitz’ Buch [...], dass es sich unbedingt lohnt, Bergson und manche Bergsonianer wieder zu lesen.
Andreas Pettenkofer, Soziologische Revue 2019; 42(1).
L’ouvrage de Delitz est indiscutablement un travail très riche sur Bergson et sa réception par des penseurs français qui ont marqué l’histoire des sciences humaines au xxe siècle. Rapporté à son auteur, ce travail met également bien en évidence le parcours intellectuel de Delitz qui s’est consacrée de longue date à l’étude de la pensée sociale française et de la sociologie durkheimienne. ... [C]’est à notre connaissance la première fois que l’entreprise est menée avec une telle systématicité et avec une telle ampleur.
Christian Papilloud, Revue européenne des sciences sociales 56-1 2018, 29.08.2018.
Was meinen Sie, sollte ich das Buch von Heike Delitz lesen? – Ja. Unbedingt, wenn Sie [der Leser/die Leserin] ein Interesse für Bergson haben. ... Ihr Bild seiner Wirkungsgeschichte in der französischen Soziologie (und darüber hinaus) wird sich ganz sicher verändern.
Marc Rölli, Deutsche Zeitschrift für Philosophie 64(4), 2016.
Delitz’ erfrischender Zugriff auf die Soziologiegeschichte besteht darin, die Geschichte der Soziologie nicht bloß als Geschichte der Evolution von Gedanken und Theorien zu erzählen, die sich durchgesetzt haben, sondern auch als Geschichte (zunächst) ausgeschlossener Möglichkeiten. Damit sensibilisiert Delitz die Soziologie zugleich für ein zu häufig vergessenes, aber dennoch im Gedächtnis der Soziologie aufbewahrtes virtuelles Potential.
Andreas Folkers, Sociologica Internationalis. 53 (2).
Der zweite Teil der Arbeit, der sich um [Bergsons] Philosophie und Soziologie dreht, legt in überzeugenden Detailinterpretationen dar, wie Bergson seine Prozessbegriffe konzipiert [...] Im Gegensatz zur herkömmlichen Soziologie ist Bergson nicht mit dem Problem sozialer Ordnung befasst, stattdessen geht er von ständiger Veränderung der Realität aus.
Wolfgang Knöbl, Soziopolis, 12.01.2016.