Der Himmel ist altes Silber

Die Autorin versteht es meisterhaft, ihre Naturbeobachtungen in verschiedenen Schattierungen darzubieten: Mal entführt sie ihre Leser*innen in selbstvergessene und stimmungsvolle Passagen, in denen die Natur lebendig wird, dann wieder reflektiert sie tiefgreifend und vermittelt enzyklopädisches Wissen.

Dieses Buch ist in kürzester Zeit zu meinem Kompass für das Erleben in der Natur geworden. Texte die mir die Richtung zum Entdecken und Finden zeigen. Dieses Buch ist ein Werkzeug der Neugier.

Seit vielen Jahren zählt Anja Liedtke zu den profiliertesten literarischen Stimmen des Ruhrgebiets. Ihre feingewirkten Texte sind ungeheuer vielseitig, mal stimmungsvoll, mal schwelgerisch. Dabei blitzt immer wieder Liedtkes große Liebe zur Natur durch, die auch in „Der Himmel ist altes Silber“ eine zentrale Rolle spielt.

Die Autorin versucht, sich in die Natur hineinzudenken, bringt Pflanzen zum Reden und erweckt selbst Totgeglaubtes zum Leben. Das hört sich vielleicht merkwürdig an, liest sich aber zauberhaft.

Schließlich suchte ich eine Literaturform, in der die Natur ihr Eigenleben entfalten kann wie die Libelle ihre Flügel nach dem Schlüpfen. Mit der Gattung „Nature Writing“ habe ich diesen Traum verwirklicht.

Interesse für die Natur und die literarische Auseinandersetzung damit führen mich zu einer wärmsten Empfehlung von „Der Himmel ist altes Silber: Nature Writing“. Dieses Buch bereichert definitiv das Verständnis von Nature Writing und eröffnet durch die Augen einer erfahrenen Autorin neue Perspektiven auf die Schönheit unserer Welt. Es handelt sich hierbei um ein Werk, das nicht nur informiert und unterhält, sondern zugleich inspiriert und zum Nachdenken anregt.

Liedtke zeigt eine gute Beobachtungsgabe und Kenntnis von Tieren und Pflanzen. Dabei findet sie immer wieder schöne Beschreibungen, etwa wenn sie davon spricht, dass »Tropfen Spinnweben enttarnen«. Oder sie nutzt Vergleiche und bezeichnet den Kleiber als Handwerker unter den Vögeln, der im Blaumann und gelber Weste daherkommt.

Ihre Alliterationen, ihre Metaphern und der Rhythmus ihrer Sätze lassen selbst Prosatexte beinahe lyrisch klingen. Trotz dieser schwungvollen Handschirft ist Liedtke aber nicht etwa altbacken, sondern äußerst modern und hochaktuell. Sie beschreibt ihre Naturbeobachtungen mit allen ihren Adjektiven und Adverbien so, dass sie beim Lesen oder Zuhören fast schon zu sehen, zu hören und zu schmecken sind.