Eros und Thanatos als Triebkräfte des Denkens

Psychoanalytische und erkenntniskritische Perspektiven

  • Erscheinungsdatum: 01.09.2017
  • Paperback
  • 100 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Klebebindung
  • ISBN 978-3-95832-137-3
lieferbar innerhalb von 2 Werktagen
Auf den Merkzettel

Produktsicherheit

Beschreibung


Eine starke abtötende Tendenz (G. Devereux), ein stummes Wirken des Todestriebes (S. Freud) zeitigt in den modernen Wissenschaften destruktive Folgen. Wissenschaftliches Denken erscheint so als ein systematisiertes Probehandeln der modernen Gesellschaften, das auf der Handlungsebene anhand der Konsequenzen des ihm entsprechenden Herrschaftsdenkens und von terroristischem Denken problematisiert werden kann.
Dieser Themenkomplex wird in der vorliegenden Studie an Beispielen aus der Philosophie, Soziologie, Psychologie, Medizin, Ökonomie, Religionswissenschaft sowie an literaturwissenschaftlichen und literarischen Beispielen erkundet. Zugleich werden Modelle einer sehr lebendigen Gegenströmung betrachtet. Als wichtiges Merkmal dieser alternativen Denkstile wird pluralistisches Denken herausgearbeitet.
Hannah Arendt hat diesen Zusammenhang mit ihrer Betonung der Natalität, des Geborenseins und des vielfältigen Bezugsgewebes menschlicher Angelegenheiten in klarem Kontrast zu allen abtötenden Denktechniken formuliert. Diese gewinnen ihre stumme und blinde Energie paradoxerweise gerade daraus, dass sie die menschliche Vergänglichkeit nicht einbeziehen und ihre Denker insbesondere die eigene Sterblichkeit zu verdrängen oder zu verleugnen scheinen. Von da führt ein direkter Weg in die Selbstabtötung der Denker und Gedanken, oder, in der Projektion auf andere, in das von Kant postulierte »radikal Böse« im Denken und Handeln. Die Kritik dieses abtötenden Denkens kann eine Belebung nicht nur des Gedachten, sondern auch eine der denkenden Menschen bewirken.

Hans-Peter Waldhoff


Hans-Peter Waldhoff

Hans-Peter Waldhoff ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Sport- und Gesundheitssoziologie der Universität Göttingen. Er war apl. Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Leibniz Universität Hannover und Gruppenanalytiker und  Lehrbeauftragter für Soziologie, Psychologie und Philosophie an einem Schweizer Bildungszentrum.

Publikationen: Eros und Thanatos, Eros und Thanatos als Triebkräfte des Denkens, Verhängnisvolle Spaltung

Pressestimmen


[Waldhoff gelingt] eine konzentrierte Studie, die vielleicht nicht immer frei von Eklektizismus ist, die dennoch einen aufschlussreichen »Streifzug durch das symbolische Universum« bietet und eine Anleitung, unser Leben besser zu begreifen und ganz im Trend der Zeit »gut zu leben trotz der Gegenwart des Todes«. Das Buch ist aber auch ein Plädoyer dafür, sich zwar mit der Sterblichkeit zu arrangieren, nicht jedoch mit dem Töten und seinen Vorstufen im abtötenden Denken.
Moritz Senarclens de Grancy, Psyche 73 (07), 2019.
Zum Abschluss blätterte ich noch einmal Waldhoffs Buch von vorn nach hinten durch – und musste feststellen, wie viele seiner Stichworte, Aspekte und Schlussfolgerungen ich hier gar nicht angesprochen habe. Ich bin mir sicher, ich werde noch des Öfteren dieses Buch irgendwo aufblättern, und lesen, worauf mein Finger zeigt. Es wird sich lohnen. Es hat sich schon gelohnt.
Heinrich Reiß, Jahrbuch für psychohistorische Forschung, Bd. 18, 2017.
Eros und Thanatos sind die beiden wesentlichen Gravitationskräfte des denkenden Menschenlebens. Sie lassen sich nur erkennen und als positive, ›lebensrettende‹ und -helfende Lebenskräfte einsetzen, wenn sich das Bewusstsein bildet, dass Bewusstes und Unbewusstes im menschlichen Leben mächtig wirkt, sowohl zum Wohl, als auch zum Schaden des individuellen und lokal- und globalgesell- schaftlichen Lebens der Menschen auf der Erde. So endet die philosophische, soziologische und psychologische Betrachtung des Denkens und Tuns der Menschen zwangsläufig mit der Hoffnung: ›Vielleicht gelingt es uns, unsere Welt nicht vor der Zeit zu zerstören‹.
Jos Schnurer, Socialnet.de, 19.09.2017.
In seinem [Hans-Peter Waldhoffs] Buch zeigt sich, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, die Beziehung zwischen Leben und Tod immer wieder produktiv und neu zu durchdenken. Es handelt sich um ein Werk, das die Augen öffnet und mit viel Gewinn gelesen werden kann.
Julian Möhring, Psychoanalyse im Widerspruch, (Heft 60).
Hans-Peter Waldhoff legt uns eine gründlich recherchierte radikale Kritik des abtötenden Denkens vor, ein mit Leidenschaft geschriebener Essay, eine engagierte Streitschrift gegen das abtötende Denken und ein Manifest für das pluralistische von Eros inspirierte Denken. Nicht immer einfach zu lesen (lange Sätze) aber äusserst anregend und lohnend sich darin zu vertiefen und Entdeckungen zu machen.
Marco Della Chiesa, Analytische Psychologie.
By drawing on examples from a myriad of scientific disciplines and literature, the study explores the intercourse of domination and terrorism in this terminating thought process.
Arjan Post, norbert-elias.com, 21.12.2017.
Das spannende Essay [...] beschäftigt sich mit den Triebkräften des individuellen und sozialen Lebens. Leben, Tod, das Denken und die Beziehung zum Anderen werden in 24 kurzweiligen Etappen behandelt. Die sozialkritische Analyse [...] endet in einem vorsichtigen Optimismus: ›Vielleicht gelingt es uns, unsere Welt nicht vor der Zeit zu zerstören‹.
Cosmin Chita, SGAZ-Newsletter, April 2018.
[…] nur im Austausch von Gedanken, Meinungen, Ideen und Empfindungen entsteht Neues und vor allem dem Gegenstand des Denkens angemesseneres Wissen. Nur im Austausch können wir neu denken und überhaupt denken. Waldhoff nimmt den Dialog ernst und setzt sich mit einer Reihe großer Denkerinnen und Denker auseinander. Hannah Arendt, Thomas Mann, Ludwik Fleck, Norbert Elias, Erich Fromm, George Devereux, Zygmunt Baumann, Mario Erdheim, Didier Eribon, Theodor Adorno, Thomas Piketty, Immanuel Kant, […]. Aber Waldhoff denkt nicht nur mit den großen Intellektuellen, er bezieht die Gedanken auch immer wieder auf gegenwärtige gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen. Und das ist es, was das Buch so außergewöhnlich wertvoll macht auch jenseits des akademischen Diskurses. […]Ein so dicht geschriebenes Essay verlangt geradezu mehrmals gelesen zu werden. Und ganz im Sinne der Intention des Buches, erfordert es ein Nachdenken über das Gelesene.
Sascha Pommrenke, Koreander. Der Bücherblog, 23.02.2018.
In his new German book »Eros and Thanathos as the Driving Forces of Thought« Hans-Peter Waldhoff continues his explorations of civilising versus de-civilising processes. The gist is that in modern, so-called Enlightened societies individuals are prone to disown destructive impulses as well as their own transiency. Highly specialised science disciplines in particular strive for ‘rational’ and impersonal ‘models’, as nowadays psychology or economics. [...] By drawing on examples from a myriad of scientific disciplines and literature, this essay explores the intercourse of knowledge (and the denial of it: Nichtdenken, ‘not thinking’) and behaviour. Although Waldhoff’s perspective is apt to favour powerful ideas over power and dependence relations, this daring enterprise raises many interesting questions. Not an unimportant one: what to do about it?, is touched upon rather early in his exposé. The antidote for the tendency of reduction lies in synthesis and dialogue, or ‘pluralistic thought’.
Arjan Post, Figurations No. 49, July 2018.
Sozialpsychologe Hans-Peter Waldhoff zielt überaus gekonnt in seinem Diskursbuch "Eros und Thanathos als Triebkräfte des Denkens" auf die psychoanalytischen und erkenntniskritischen Perspektiven, die sich zwischen Leben, Tod und dem Denken erkennen lassen.
Walter Prankl, Kultur-punkt.ch, Sept. 2017.