Ethik des Trostes

Hans Blumenbergs Kritik des Unbegrifflichen

  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Erscheinungsdatum: 01.10.2019
  • Buch
  • 320 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-194-6
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Beschreibung


Der Mensch ist ein Wesen, das in besonderer Weise auf Trost angewiesen ist. Mythos und Theologie, Literatur und Philosophie, Psychoanalyse und Medizin – kulturgeschichtlich treten unterschiedliche Formen der Welt- und Selbstdeutung auf, die sich auf ihre Trostfunktion hin beschreiben lassen. So verschieden solche Tröstungen sind, haben sie doch allesamt metaphorische und narrative Anteile. Eben diese Bilder und Geschichten, wie sie in unterschiedlichen Bereichen auftreten, hat Hans Blumenberg als unbegriffliche Formen untersucht. Dabei ging es ihm auch darum, Trostangebote und Trostprogramme einer Kritik zu unterziehen. Diese Kritik beruht auf einer Anthropologie, wie sie Blumenberg über viele Schriften hinweg erarbeitet hat.
Die vorliegende Untersuchung eignet sich auch als Einführung in die Anthropologie des Philosophen. Blumenberg beschreibt den Menschen als das trostbedürftige Wesen, das in seinem Streben nach Vollendung und Unsterblichkeit, nach Wahrheit und Glück fragmentarisch und enttäuschungsanfällig bleibt. Um mit der Endlichkeit umzugehen, muss der Mensch stets zu einem menschlichen Maß finden. Hierbei kommt dem Trost eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Doch was genau ist Trost? Und wie gehen wir damit um, dass nicht alles, was tröstet, gut ist? Die Unterscheidung zwischen menschlichem und unmenschlichem Trost führt den Autor auf drei Haltungen, die Blumenbergs Philosophie auszeichnen: auf den tröstlichen Humor, auf die tröstliche Erinnerung als eine Verpflichtung gegenüber den anderen und auf die vorsichtige Skepsis der Nachdenklichkeit.
Die Studie zeigt, wie Blumenberg von seiner Beschreibung des Menschen aus zu einer Ethik des Trostes gelangen konnte. So wird auf die Frage nach der Stellung der Ethik in Blumenbergs Denken erstmals umfänglich geantwortet. Blumenbergs Philosophie kann Orientierung geben, um zu einem humanen Umgang damit zu finden, dass wir auf allen Gebieten der Trostsuche wie des Trostspendens stets ins Unbegriffliche unserer Bilder und Geschichten verstrickt bleiben.

Benjamin Dober


Benjamin Dober ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Philosophischen Anthropologie an der Universität Freiburg und arbeitet zusammen mit Magnus Striet an einem Projekt zu Hans Blumenberg innerhalb des SFB »Helden, Heroisierungen, Heroismen«.

Pressestimmen


[...] el autor presenta el humor, la memoria y la reflexión como modos fundamentales de la consolación según parece entenderla Blumenberg [...]
Paul Kreuzer, CONCORDIA 78 - 2020.
Die Forschungsarbeit bietet Philosophen und Anthropologen Einblicke in die verschiedenen Formen und Möglichkeiten der Selbst- und Weltdeutung am Beispiel der Metapher und der Maxime, Trost als humane Eigenschaft kritisch zu betrachten.
Jos Schnurer, socialnet.de, 20.12.2019.
[Der] Philosophischen Anthropologie [ist es] ungemein feinsinnig gelungen das Unbegriffliche im Topos Trost, auch dank Blumenberg, als 'Aufgabe und Weg' weiterhin kritisch zu erhellen.
Walther u. Marga Prankl, kultur-punkt.ch, Nov. 2019.
Die vorliegende Arbeit zeigt auf, dass Blumenberg eine Phänomenologie des Trostes entfaltet hat, die der condition humana, der Mängelstruktur menschlicher Existenz, gerecht werden zu werden und hierfür Motive der Geistes- und Religionsgeschichte in origineller Weise fruchtbar zu machen suchte. Beachtung verdienen gleichfalls die in der vorliegenden Arbeit wiedergegebenen Gesichtspunkte Blumenbergs zum Verständnis von Rhetorik, Metaphorik, Mythos - wobei Blumenberg zum Mythos ganz anders argumentierte als z.B. Rudolf Bultmann - anthropologischen und kulturellen Stellenwert von Erinnerung.
Hartmut Kreß, Theologische Literaturzeitung 145 (2020)9.
Was an Tröstungen bleibt und weiterhin helfen kann, erörtert Dober geist- und niveauvoll in einem lesens- und bedenkenswerten Buch.
Rüdiger Vaas, der blaue Reiter, 47. Ausgabe 2021.
Benjamin Dober führt auf instruktive Weise vor Augen, wie oft und radikal nicht nur reichlich verfügbare ›falsche‹ Tröstungen als »Beschönigungen des Todes« (Rilke) zurückgewiesen, sondern wie bei Albert Camus jeglicher Trost förmlich verweigert wurde.
Burkhard Liebsch, Philosophische Runschau, Band 69, Heft 2 2022.