Georg Simmels Ästhetik

Autonomiepostulat und soziologische Referenz

  • 1. Auflage 2017
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Erscheinungsdatum: 01.01.2017
  • Buch
  • 396 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-099-4
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Beschreibung


Georg Simmel (1858-1918) ist nicht nur einer der zentralen Begünder der Soziologie, sondern trug auch eine einflussreiche Ästhetik vor, die Wege in die Moderne wies.
Simmels Ansatz ist doppelt ausgerichtet: Der säkular gearbeiteten und bis heute höchst erfolgreichen soziologischen Ästhetik, die der Grundorientierung am Konzept sozialer Wechselwirkung folgt und hier u.a. an Hand der Stadtporträts und der Koketterie verfolgt wird, steht eine in ihrem Gesamtprofil bisher nicht erfasste, emphatische Kunstphilosophie kulturalistischer Ausprägung gegenüber, die Artefakte als Schauseite der Metaphysik im Modus einer spezifischen Weltgründungskunst versteht. Negation der Arbeitsteilung, Formwerdung als kreativistische Entäußerung der ›Seele‹ sowie der Versuch einer Synthese von Werk- als Wirkungsästhetik mit ihrem Kern der Bedeutungsintensität sind einige Leitbegriffe, die u.a. unter Rekurs auf Goethe, den noch immer unbeachteten »Michelangelo«-Essay und die Bildreflexion
des Rembrandt entfaltet werden, womit die Grenzen und Chancen von Simmels Denken radikaler Autonomie der Kunst um 1900 bestimmt werden können.
Der Kunstphilosoph Simmel konturiert sich sowohl als esoterischer Hermeneutiker als auch früher Vertreter dezidiert existenzialer Ästhetik. Die kritische Würdigung von Simmels Anregungen zeigt in exemplarischen Analysen die Fruchtbarkeit Simmelschen Denkens in Kunsthistorie, liberalkonservativer Kulturtheorie und Frankfurter Schule. Simmels Ästhetik beeinflusste nachweislich Stiltypologie (Richard Hamann), ›empirische Kunstwissenschaft‹ (Max Raphael), selbst noch avantgardistische Weltentwürfe nach Maßgabe ästhetischer Erfahrung (Carl Einstein) sowie die Verteidigung der ›Gesellschaft‹ des frühen Helmuth Plessner und Ortega y Gassets kulturkritisches Räsonnement. Der Aufweis von Walter Benjamins Transformation Simmelscher Denkfiguren und Gegenstände (Choc, Mode, Allegorie) sowie Adornos Umkreisungen ästhetischer Metaphysik leiten über zur Rekonstruktion von Siegfried Kracauers Simmel-Deutung als symptomatisch für den neuen, mit der Klassischen Moderne zeitgleichen philosophischen Radikalismus – doch erst Ginster zeichnet als ›Aufstand der Sachen‹ eine aus Simmels Sicht vollständig verkehrte Welt.

Ingo Meyer


Ingo Meyer

Ingo Meyer ist Privatdozent für Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Er arbeitet u.a. zum europäischen Realismus, Georg Simmel, zur ästhetischen und Bildtheorie, zur Gegenwartsliteratur sowie Populärkultur und ist regelmäßiger Beiträger für den Merkur, Soziopolis und die Berlin Review. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Georg Simmels Ästhetik: Autonomiepostulat und soziologische Referenz (2017).

Pressestimmen


Die Frage, ob Simmels Ästhetik heute noch Probleme aufwirft oder problemaufschließend wirkt (S.18), beantwortet Meyer nüchtern. Doch das sollte kein Grund sein, das Buch nicht zu lesen, denn: Mit der späten Kunstphilosophie unternimmt Meyer den seltenen Versuch, wenig bekannte Aspekte aus Simmels Werk zusammen mit der beliebten ästhetischen Soziologie zu lesen, auf Aporien hinzudeuten und ein verändertes Bild des Autoren zu liefern.
Barbara Thériault, Philosophische Rundschau, Bd. 66, Heft 3/4 2019.
[...] jusqu`à l`ouvrage d`Ingo Meyer, de véritable monographie consacrée à l`esthetique de Simmel (1858-1918). [...] Cette stricte coupure entre deux pans de l`oeuvre, [...] constitue une thèse très forte destinée à marquer le champ des études simméliennes.
Matthieu Amat, Revue de théologie et de philosophie, Dec. 2019, vol. 151.