Corona

Weltgesellschaft im Ausnahmezustand?

  • 1. Auflage
  • Erscheinungsdatum: 21.12.2020
  • Buch
  • 364 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-237-0
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Beschreibung


Ein Virus dominiert weltweit die Kommunikationsströme. »Corona« ist von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, das Kennzeichen jeder Krise. Nicht nur die Körper sind infiziert, auch die Gesellschaft ist es. Ein Zwang zum Urteilen und Handeln unter Zeitnot, eine unbestimmte Verpflichtung zur Aktion setzt Politik, Wirtschaft, Massenmedien und nicht zuletzt die Wissenschaft unter Druck. Man könnte von einer sozialen Immunantwort der Gesellschaft sprechen, einem Krisenmanagement, das unterschiedliche kommunikative Anschlüsse organisiert; Anschlüsse, die zum Virus ein Verhältnis suchen.
Da es in der modernen Gesellschaft keine Zentralinstanz mehr gibt, die grundlegende Direktiven festlegt, bildet jeder der gesellschaftlichen Teilbereiche andere Antikörper aus. »Corona« ist für die Politik etwas anderes als für die Wirtschaft, für die Religion etwas anderes als für die Wissenschaft. Allerdings ist die Corona-Krise nicht nur ein Ausnahmezustand, der zwei unterschiedliche Strukturen miteinander konfrontiert: die gewohnten, die wir alltäglich als ›normal‹ empfinden, und jene des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen, die diese unterbrechen. Die Corona-Krise ist auch ein Anlass, jenseits globaler Lieferketten über die eigene Identität nachzudenken. Wir können sie als Übung begreifen, denn ähnliche und vielleicht tödlichere Infektionskrankheiten können jederzeit neu auftreten. Sie finden in der Struktur der Weltgesellschaft beste Bedingungen vor. Hat Corona sie womöglich für immer verändert?
Vorliegender Sammelband ist der Versuch, dem öffentlichen Interesse an wissenschaftlichen Resultaten ohne Verlust an Komplexität und Sinngenauigkeit gerecht zu werden. Er bringt das Nachdenken über die Pandemie in Form eines interdisziplinären Projekts auf die Höhe der gesellschaftlichen Praxis: Soziologie, Philosophie, Psychologie, Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin und andere wissenschaftliche Programme leuchten die unterschiedlichen Dimensionen des »Gegenstands« aus, um der übergreifenden Fragestellung gerecht zu werden, die das Virus für unsere Gesellschaft darstellt.

Beschreiben, um zu verstehen: Interview mit Maren Lehmann

Mit Beiträgen von: Dirk Baecker, Elena Esposito, Ying Fang, Heiner Fangerau, Peter Fuchs, Alexandra Grund-Wittenberg, Durs Grünbein, Hans-Ulrich Gumbrecht, Gorm Harste, Thomas Heberer, Jörg Heiser, Michael King, Alfons Labisch, Joachim Landkammer, Ding Liu, Qingshuo Liu, Carol Yinghua Lu, Marius Meinhof, Alka Menon, Hans-Georg Moeller, Arist von Schlippe, Fritz B. Simon, Werner Stegmaier, Günter Thomas und Barbara Vinken.

Informationen zu den Beiträger:innen und Beiträgen

Markus Heidingsfelder


Markus Heidingsfelder
© Privatbesitz

Markus Heidingsfelder ist Associate Professor für Medientheorie im Journalismus-Department der Xiamen Universität Malaysia. Lehraufträge an der DJS München, LMU München, der HCU Hamburg und der FU Berlin. Von 2013–2018 war er am Aufbau der ersten Liberal Arts-Universität Pakistans (Habib University) beteiligt.
Bei Velbrück Wissenschaft erschienen u.a.: Die Umschrift. Grenzgänge der Systemtheorie (mit Maren Lehmann und Olaf Maaß, 2015); Corona. Weltgesellschaft im Ausnahmezustand? (mit Maren Lehmann, 2020) und Die Lehre vom Saint Délire (mit Peter Fuchs, 2022).

Maren Lehmann


Maren Lehmann
© Privatbesitz
Maren Lehmann ist seit 2012 Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Organisationstheorie sowie seit 2014 für Soziologische Theorie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Ihre Habilitation in Soziologie erfolgte 2009 an der Universität Witten-Herdecke mit der Arbeit Mit Individualität rechnen: Karriere als Organisationsproblem (Velbrück Wissenschaft).
Weitere Veröffentlichung bei Velbrück Wissenschaft: Umschrift. Grenzgänge der Systemtheorie (mit Markus Heidingsfelder und Olaf Maaß, 2015).

 

Pressestimmen


Sie versehen den Titel mit einem Fragezeichen. Was lässt sie daran zweifeln, dass sich unsere Weltgesellschaft im Ausnahmezustand befindet?

Prof. Dr. Maren Lehmann und Dr. Markus Heidingsfelder: Kurz gesagt: Wir fragen lieber, als zu dekretieren. Das Buch ist ein Gespräch darüber, was „Corona“ für die Weltgesellschaft und in der Weltgesellschaft bedeutet. Der Ausdruck „Ausnahmezustand“ fällt da zwar oft. Aber wie triftig ist er? Von Weltgesellschaft zu reden heißt, von einem sozialen Zusammenhang zu reden, der alle Formvarianten seiner selbst einschließt. Es gibt also keine Gesellschaft außerhalb der Gesellschaft, oder anders gesagt: Die Weltgesellschaft macht von sich selbst keine Ausnahmen.
Maren Lehmann und Markus Heidingsfelder im Interview mit ›ZU Daily‹, 15.02.2021.
[...] Insofern zeichnet sich das Werk in seiner durch eine sich aus der Analyse des verfügbaren Datenmaterials und der Rückschlüsse aus historischen Vergleichen der Pandemie ergebenden Materialfülle besonders aus. Es kommt hinzu, dass der Anspruch des Untertitels 'Eine Weltgesellschaft im Ausnahmezustand' hinterfragen zu wollen, insbesondere dadurch gelingt, dass etliche Beiträge aus internationaler Feder stammen und in englischer Sprache abgefasst sind.
Peter Eisenmann, socialnet.de, 01.09.2021