Individualität, Solidarität, Schicksal

Selbstbildung zwischen 1984 und 2009

  • 312 Seiten
  • Sprache des Textes: Deutsch
  • 1. Auflage 2023
  • Erschienen: Januar 2023
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • broschiert
  • ISBN 978-3-95832-304-9
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Beschreibung


Jochen Kade präsentiert die Ergebnisse eines qualitativen erziehungswissenschaftlichen Langzeitprojekts: diese Studie erschließt einen zeitgeschichtlichen, generationen- und altersübergreifenden Wandel nicht nur von Individualitätsformen, sondern der Individualitätsform selbst. Es zeigen sich deutlichere Konturen eines Übergangs von einer selbstzentrierten zu einer sozialgeöffneten Individualisierung, verbunden mit einer Wiederthematisierung von Unbedingtheit und Schicksal, einer wesentlichen Herausforderung für die Bildungstheorie. Einer empirisch interessierten Bildung- und Biographieforschung, die Einzelschicksale fokussiert, aber zugleich auf gesellschaftliche Zusammenhänge zielt, werden damit theoretisch und zeitdiagnostisch produktive empirische Perspektiven erschlossen. Es wird u.a. die – Reckwitz‘ Diagnose einer »Gesellschaft der Singularitäten« modifizierende – These vertreten, dass die Freiheit der Selbstbildung zwischen 1984 und 2009 im Spannungsfeld von Individualität, Solidarität und Schicksal verläuft.

Jochen Kade


Jochen Kade
© privat

Jochen Kade ist Professor em. für Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt. Veröffentlichungen zur Bildungstheorie, Biographieforschung, Pädagogischen Kommunikation, (massen-)medialen Vermittlung und erziehungswissenschaftlichen Zeitdiagnose. Im Verlag Velbrück Wissenschaft ist von ihm erschienen: Ungewissheit. Pädagogische Felder im Modernisierungsprozess (mit Werner Helsper und Reinhard Hörster 2003).

Pressestimmen


Jochen Kade zeigt in dieser Monografie etwas bislang einzigartiges auf: Er schaut sich Selbstbildungsprozesse anhand zweier biographischer Momentaufnahmen an, die knapp 25 Jahre auseinander liegen und präsentiert damit eine qualitative Längsschnittstudie, deren zeitliche Differenz der Erhebungszeiträume nicht nur beachtlich ist, sondern zudem spannende metho(dolog)ische Fragen und Erkundigungen mit sich bringt.
Jasmin Ludemann, Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 27.06.2023
[In] der subtilen, sensiblen und für die Praktiken der Individuen offenen Rekonstruktion solcher Prozesse und der individuell gegebenen Möglichkeiten und Grenzen ihrer zeitlichen, sachlichen und sozialen Gestaltbarkeit und ihrer ethisch-politischen Bedeutung seit dem Kriegsende liegt denn auch der große Wert der Studie. Sie belegt stark und eindeutig, dass biographische Analyse die genuine Methode der Bildungsforschung ist. Der Rest der individuellen und kollektiven Vergangenheiten gehört den beobachtenden Lebenslaufforschern, ihren kohortenanalytischen Fragen und der quantifizierenden Prüfung der Repräsentativität der Bildungsgeschichten, die dann vielleicht auch Generationen jenseits zeitdiagnostischer, eher simplifizierender Zuschreibungen – wie „Baby-Boomer“ – entdeckt. Aber das ist ein anderes Thema, zunächst gehört Kade die Aufmerksamkeit, er hat sie verdient.
Heinz-Elmar Tenorth, Zeitschrift für Pädagogik, Juli/August 2024
Trotz der komplexen Anlage gelingt es Kade, jede seiner Teilstudien unter Bezug auf die von ihm jeweils zentral gesetzten Kontexte zu bündeln. Im Hinblick auf den zeitgeschichtlichen Kontext, den er im ersten dieser empirischen Unterkapitel (II) analysiert, kann er etwa herausarbeiten, wie sich „Emanzipation“ und „Karriere“ durch die zeitgeschichtlichen Kontexte vermittelt in den erhobenen Bildungsgestalten niederschlagen.
Amos Christopher Postner, Erziehungswissenschaftliche Revue 23 (2024) Nr.1