Das Ethos der gerechten Gesellschaft

  • Sprache des Textes: Deutsch
  • ca. 210 Seiten
  • Erscheint: Mai 2025
  • 1. Auflage 2025
  • broschiert
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • ISBN 978-3-95832-407-7
noch nicht erschienen
Auf den Merkzettel

Produktsicherheit

Beschreibung


Wenn über soziale Gerechtigkeit gesprochen wird, dann soll John Rawls zufolge allein von den grundlegenden Institutionen einer Gesellschaft die Rede sein. Die Handlungen von Einzelpersonen spielen hingegen keine Rolle. Rawls ist für diese Haltung vielfach kritisiert worden. Johannes Wirtz verteidigt Rawls gegen die exemplarische Kritik von Gerald A. Cohen und präzisiert die bei Rawls vage Definition der grundlegenden Institutionen.

Das Buch beginnt mit einer systematischen Explikation der Rawls’schen Auffassung, dass strikt zwischen der Gerechtigkeit von Einzelpersonen und der einer Gesellschaft unterschieden werden muss. Daraus ergibt sich eine Begrenzung der Pflichten, die Bürger im Lichte der Prinzipien sozialer Gerechtigkeit haben: Sie haben die Pflicht, gerechte Institutionen zu unterstützen und deren Vorschriften zu befolgen bzw. ungerechte Institutionen zu reformieren. Sie haben dagegen nicht die Pflicht sozialer Gerechtigkeit, das heißt, durch private Wohltätigkeit oder auf andere Weise unmittelbar das Wohlergehen ihrer Mitbürger zu befördern. Das Ethos einer Gesellschaft umfasst demnach die genannten Pflichten, nicht aber egalitäre Werte, die darüber hinausgehen.

Kritisiert wurde diese Auffassung von Gerald A. Cohen, dem wohl bekanntesten Vertreter des Analytischen Marxismus. Dargestellt wird sein Drängen darauf, dass Bürger sich auch als Einzelpersonen für die Gerechtigkeit der Gesellschaft engagieren sollten. Warum seine These, dass in einer wahrhaft gerechten Gesellschaft folglich ein egalitäres Ethos weite Verbreitung findet, dennoch nicht überzeugt und dass Rawls Fokus auf die grundlegenden Institutionen berechtigt ist, schildert der Autor eingehend.

Doch welche grundlegenden Institutionen sind es, die für die Gerechtigkeit einer Gesellschaft von Bedeutung sind? Rawls’ Ausführungen bleiben hier vage und wurden vielfach kritisiert. Wirtz entwickelt eine präzise Definition jener grundlegenden Institutionen, denn ohne eine solche bleibt letztlich unklar, welche Institutionen wir reformieren müssen, wenn wir das Ziel einer gerechteren Gesellschaft verfolgen. Er leistet damit sowohl einen Beitrag zur Rawls-Rezeption als auch zur angesichts vielfacher Krisen dringend gebotenen Diskussion um den Wert der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft.

Johannes Wirtz


Johannes Wirtz

Johannes Wirtz studierte Philosophie an der Universität zu Köln und wurde ebendort promoviert. Er arbeitet als Gymnasiallehrer für die Fächer Musik und Philosophie. Neben der politischen Philosophie gehören allgemeine Ästhetik und speziell Musikästhetik zu seinen philosophischen Interessen.