Der Weg zur Metaphysik - Studienausgabe

Vorsokratik - Platon - Aristoteles

  • 1. unerverändert. Nachdruck 2016
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Erscheinungsdatum: 01.11.2016
  • Paperback
  • 530 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-934730-95-3
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Beschreibung


Metaphysik ist eine geschichtlich entstandene Gestalt des Denkens. Sie vollzog eine bestimmte, keineswegs selbstverständliche Weichenstellung auf dem Weg des europäischen Geistes. Erst die Nachzeichnung ihrer Genese macht sichtbar, welche Gründe und Motive in die Entscheidung zur Metaphysik eingehen, auf welche Fragen sie antwortet und welche alternativen Optionen vermieden, vernachlässigt oder ausgeschlossen werden.

Eine kritische Verständigung über Metaphysik hat nicht nur deren Fragen, zentrale Thesen und leitende Denkfiguren herauszuarbeiten. Um Anliegen und Problematik des metaphysischen Projekts im ganzen zu erfassen, ist eine Außenperspektive gefordert, welche die Metaphysik im Spiegel dessen reflektiert, was ihr vorausliegt und wovon sie sich abhebt. Ihr spezifisches Profil gewinnt sie im Lichte dessen, wogegen sie sich wendet: in der Distanzierung von Mythos, Alltagsverstand und Einzelwissenschaften. Die Suche nach Sinn und festem Halt, der Ausgriff aufs Ganze, die versöhnende Einsicht in die Vernunft des Wirklichen – traditionelle Signaturen metaphysischen Denkens – lassen sich als Versuch verstehen, das Chaotisch – Vielfältige erkennend zu durchdringen und zu überwinden. Sie weisen in eine Tiefenschicht, die der Metaphysik selbst zum Teil verhüllt bleibt.

Gerade im Entstehungsprozeß der Metaphysik treten Erfahrungen, Interessen und Probleme ungeschützter hervor als in der ausgebildeten Disziplin. Diese Formierung wird in Emil Angehrns Untersuchung über die drei Hauptstadien – Vorsokratik, Platon und Aristoteles – nachgezeichnet. Zwei leitende Fragerichtungen metaphysischen Denkens treten dabei hervor: die Suche nach dem Wesentlichen in den Dingen – nach dem, was ihre Substanz, ihr Wesen, ihre Identität ausmacht – und die Frage nach der Ordnung des Alls. Sofern Metaphysik auch für ein nachmetaphysisches Denken nicht einfach das beziehungslos Andere ist, bleibt die Aufhellung der Genese und der verdeckten Tiefenschicht der Metaphysik ein Weg zur Selbstaufklärung heutigen Denkens.

Emil Angehrn


Emil Angehrn
Emil Angehrn war von 1991-2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles, 2000; Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik, 2003; (Hg. mit Ch. Iber u.a.) Der Sinn der Zeit, 2002.

Pressestimmen


Die Untersuchung Angehrns zeichnet sich durch eine ausgesprochene Differenziertheit und Umsicht des interpretatorischen Zugriffs aus. So wird auch derjenige reichen Gewinn aus der Lektüre dieser Studie ziehen können, der eine andere Positionsbestimmung heutigen Denkens vornimmt als Angehrn. Denn die Intention metaphysischen Denkens tritt in Angehrn Studie (...) deutlich hervor.
H.-L. Ollig, Zeitschrift für Theologie und Philosophie 3/2003.
Angehrns Buch bietet eine kompakte und problembewußte Anfangsgeschichte der Metaphysik von Thales bis Aristoteles. Angehrn schreibt fast durchweg klar und griffig, markiert übersichtlich die ausgesuchten Themen, die ihn in den überlieferten philosophischen Texten interessieren, und gibt auf's ganze gesehen eine beträchtliche Fülle von Literaturverweisen, die er aber auf die einzelnen Abschnitte in eher sparsam, mit Bedacht gesetzten Fußnoten verteilt.
Mischa von Perger, Philosophische Rundschau, Bd. 50, Juni 2003.
Die Arbeit, die zum größten Teil auf schwer zugänglichen handschriftlichen Material und schwer auffindbaren alten Druckern gründet, berücksichtigt auch die neuesten wissenssoziologischen Ansätze. Die Verzeichnisse der Lehrer der Ethik und ihrer Übersetzungen und Kommentare machen das Buch für die weitere Beschäftigung mit der Aristotelischen Moralphilosophie in der lateinischen Welt grundlegend.
H.-L. Ollig S.J., Theologie und Philosophie 3/2003.
»(...) eine lesenswerte Einführung in die klassische griechische Philosophie und ihre philosophische Vorgeschichte.
Günter Figal, Neue Zürcher Zeitung, 27. Dezember 2000.
Ein Prunkstück des ersten (Velbrück-) Programms ist »Der Weg zur Metaphysik« des in Basel lehrenden Philosophen Emil Angehrn. Metaphysisches Denken, so eine der wesentlichen Einsichten Angehrns, läßt sich ohne die Kritik an ihm nicht darstellen. Beide verfolgen sich von Beginn an, und erst dieses Wechselverhältnis erhellt die beiden Duellanten gegenseitig. So suggeriert er an keiner Stelle, es gehe um eine authetische Wiederaneignung der klassischen Philosophie; statt dessen verwendet er unterschiedliche »Sprachen« - die »Logik« Hegels, Heideggers Inszenierung der Seinsvergessenheit, die Rede von der Prozessualität des Platonischen bei den Marburger Neukantianern -, um seinen Gegenstand über die historischen, kulturellen und rezeptionsgeschichtlichen Brüche hinweg lesbar machen zu können. (...) Nach seinem beeindruckenden Buch über den Mythos hat Emil Angehrn eine in jeder Hinsicht überzeugende, sehr gut lesbare und klare Darstellung der frühen Geschichte der Metaphysik vorgelegt. Sie öffnet unpathetisch und ohne Verklärung des griechischen Denkens einen Rückbezug zur Geschichte der Philosophie in systematischer Absicht. Vorsokratiker, Platon und Aristoteles wurden schon lange nicht mehr so überzeugend zum Sprechen gebracht.
Thomas Meyer, Tagespost (Würzburg), 23. September 2000.