Social Turn? Das Soziale in der gegenwärtigen Literatur(-wissenschaft)

  • Erscheinungsdatum: 19.04.2017
  • Buch
  • 288 Seiten
  • ISBN 978-3-95832-101-4
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Beschreibung


Ausgehend von einem ausgeprägten Krisenbewusstsein erfahren Darstellungen gesellschaftlicher Verhältnisse, ihre Affirmation oder Kritik sowohl im literaturkritischen Diskurs als auch in der Gegenwartsliteratur unlängst eine zunehmende Bedeutung. Literatur erscheint in dieser Perspektive (wieder) als ein privilegiertes Medium der gesellschaftlichen Erkenntnis und als Instanz einer gesellschaftlichen Suchbewegung. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar und auffällig, dass die soziale Relevanz der literarischen bzw. kulturellen Produktion verstärkt thematisiert wird.
Dieser Aufwertung der sozialen Referenzialität von Literatur steht jedoch eine literaturwissenschaftliche Praxis gegenüber, die soziale Sachverhalte aus ihrem Gegenstandsbereich weitgehend verbannt hat. Insbesondere bei den Theorien, die aus dem Strukturalismus wie dem Poststrukturalismus hervorgegangen sind, spielen die in den Texten beschriebene Wirklichkeit, die Beziehung dieser Wirklichkeit zu den Texten, die Entstehungsbedingungen oder die realen Rezeptionsvorgänge keine nennenswerte Rolle. Mit welchen theoretischen Herangehensweisen gilt es den neueren gegenwartsliterarischen Entwicklungen also zu begegnen? Und deutet sich bei der literaturwissenschaftlichen Verarbeitung dieser neueren Phänomene ein social turn an?
Der Sammelband vereint Beiträge, die sich den ästhetischen Transformationen und den Thematisierungsweisen des Sozialen in der Gegenwartsliteratur wie dem Bedingungsgefüge der entsprechenden Texte innerhalb des Literaturbetriebs widmen. Anhand konkreter Beispiele wird dabei gefragt, welches gesellschaftsdiagnostische und -kritische Potential diesen Texten zukommt. Zugleich stehen theoretische Perspektiven zur Diskussion, die für sich jenseits klassisch-sozialhistorischer Modelle die Rückholung des Sozialen in den literaturwissenschaftlichen Diskurs beanspruchen.

Dominic Büker


Dominic Büker studierte Germanistik, Neuere u. Neueste Geschichte und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er promoviert zu dem Thema Die soziale Ordnung des Diskurses. Georg Büchner und das literarische Feld im Spiegel einer Kulturpoetik des Körpers. Er ist Redakteur des philologischen Online-Journals Textpraxis.

Doktorand des Promotionskollegs Literaturtheorie als Theorie der Gesellschaft (Graduate School Practices of Literature)

Esteban Sanchino Martinez


Esteban Sanchino Martinez studierte Philosophie, Germanistik, Komparatistik und Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Seine Dissertation befasst sich mit dem Begriff der Drastik als einer ästhetischen Kategorie der Populärkultur.

Haimo Stiemer


Haimo Stiemer studierte Germanistik und Sozialwissenschaften in Bremen und Potsdam und ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Literaturwissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sein Promotionsprojekt zielt auf eine empirisch getragene Feldstudie der pragerdeutschen Literatur.