Strukturnotwendige Kritik

Theorie der modernen Gesellschaft, Band 1

  • Erscheinungsdatum: 17.09.2018
  • Buch
  • 456 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-95832-156-4
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Beschreibung


Gesa Lindemann zeichnet im vorliegenden ersten Band ihrer Theorie der modernen Gesellschaft die historische Entstehung des menschlichen Körperindividuums und seine Institutionalisierung in den Menschenrechten nach, analysiert die Strukturmerkmale der horizontalen Differenzierung und rückt schließlich die allgemeine Legitimationstheorie des Ethos der Menschenrechte sowie die dadurch ermöglichte und strukturell notwendige Kritik in den Vordergrund.
Für die Autorin sind drei Aspekte von besonderer Bedeutung. Erstens: Die moderne Gesellschaft zeichnet sich durch eine moralisch aufgeladene Grenzziehung zwischen Personen und anderen Wesen aus. Zweitens: Eine Analyse der modernen Vergesellschaftung muss die konstitutive Bedeutung von Gewalt für soziale Ordnungsbildung einbeziehen. Drittens: Moderne Vergesellschaftung zeichnet sich durch außerordentlich dynamische technische Entwicklungen aus, die maßgeblich durch die Wirtschaft vorangetrieben werden.
Strukturnotwendige Kritik ist der erste Band einer auf drei Bände angelegten umfassenden und grundlegenden »Theorie der modernen Gesellschaft«.

Gesa Lindemann


Gesa Lindemann

Gesa Lindemann studierte Soziologie und Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin und ist seit 2007 Professorin für Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Gesellschaftstheorie, Soziologie der Menschenrechte, Methodologie der Sozialwissenschaften, Anthropologie, Medizinsoziologie. 

1985 schloss Gesa Lindemann ihr Studium mit dem Diplom in Soziologie ab. Sie war von 1987 bis 1988 und 1990 bis 1992 Wissenschaftliche Angestellte der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft in Berlin. 1993 promovierte sie an der Universität Bremen mit dem Thema »Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht«. Anschließend wurde sie von 1993 bis 1994 Lehrbeauftragte für Soziologie an der FU Berlin und von 1994 bis 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Heinz Steinert an der Universität Frankfurt am Main. Gesa Lindemann habilitierte sich 2001, danach verschiedene Lehraufträge und Vertretungsprofessuren sowie Visiting-Professuren in Großbritannien, Brasilien und Schweden.

Pressestimmen


›Denn der Gegenstand der Soziologie selbst, Gesellschaft, die sich und ihre Mitglieder am Leben erhält und zugleich mit dem Untergang bedroht, ist Problem im emphatischen Sinn.‹ Es mag LeserInnen geben, die sich unter dieser Sicht auf Spurensuche in der ›Theorie der modernen Vergesellschaftung‹ (s.o.) von Gesa Lindemann machen. Gespannt darf man daher nicht nur auf die Folgebände sein, sondern auch auf die Diskussionen über diesen Band, die wünschenswert sind, denen man wünscht, dass sie in ›Freiheit und Würde‹ geführt werden, dann im Sinne bürgerlichen Anstands, wie er sich dem Geist des deutschen Idealismus verpflichtet weiß.
Arnold Schmieder, socialnet.de, 18.12.2018.
Da Lindemanns Theorie gerade beim Blick auf die »Sachtechnik« – zu der Lindemann empirisch beeindruckende Arbeiten geschrieben hat – und den Raum zwangsläufig globaler wird und, um die Autorin zu ermutigen, mehr für gegenwärtige Refigurationen der Gesellschaft öffnen wird, darf man deswegen mit Spannung auf den zweiten und den dritten Band warten.
Hubert, Knoblauch, Soziologische Revue 2020; 43(2).
Eine funktional hinreichend differenzierte Gesellschaft ist eine unermessliche Population von extrem diversen Kommunikationen, deren kritisches Potential nicht kontrolliert werden kann. Funktionssysteme auch und erst recht, wenn sie scheinbar selbstbezogen operieren, stärken gerade durch ihre Selbstbezogenheit ihre kritische Wirkungsfähigkeit nach außen. In diesem Sinn ist Lindemanns Hypothese einer in den Strukturen der Gesellschaft selbst verankerten Kritik zuzustimmen – und die Theorie sozialer Bewegungen, mit der sie ihr Buch schließt, verweist nur auf eine weitere emergente Struktur, die diese Dynamik einer funktional differenzierten Gesellschaft belegt.
Rudolf Stichweh, Soziologische Revue 2020; 43(2).