Das Soziale von seinen Grenzen her denken

  • Erscheinungsdatum: 27.04.2009
  • Hardcover
  • 280 Seiten
  • 22 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-938808-61-0
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Beschreibung


Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Wie wird das Feld sozialer Phänomene durch sozialtheoretische Annahmen kritisch begrenzt? Und: Wie wird faktisch die Grenze zwischen sozialen Personen und anderen Entitäten gezogen? Die erste Frage bezieht sich auf die erkenntniskritischen sozialtheoretischen Annahmen, die in jeweils unterschiedlicher Weise in die Forschung eingehen. Die zweite Frage bezieht sich auf elementare Grenzziehungen, durch die im Objektbereich der Kreis sozialer Personen begrenzt wird.

Beide Dimensionen des Grenzbegriffs stehen in einem engen Zusammenhang. Wer danach fragt, wie faktisch der Kreis legitimer sozialer Personen begrenzt wird, darf nicht von vornherein voraussetzen, dass ohnehin nur lebende Menschen soziale Personen sein können. Wer diese Voraussetzung fallen lässt, trägt eine hohe Beweislast. Denn man muss Auskunft darüber geben, welche alternativen sozialtheoretischen Prämissen die empirische Forschung anleiten sollen und darüber, wie das Verhältnis von Sozialtheorie und empirischer Forschung zu begreifen ist.

Die hier vorgestellten Studien entfalten zunächst im Anschluss an die historisch-reflexive Anthropologie von Helmuth Plessner ein neuartiges Verhältnis von Anthropologie und Soziologie. Anstatt Anthropologie bzw. anthropologische Annahmen als Voraussetzung sozialwissenschaftlicher Erkenntnis zu begreifen, wird Anthropologie als ein Phänomen im Objektbereich verortet. Dies ermöglicht es zu fragen, welche Funktion der Anthropologie in der Moderne zukommt, wenn es darum geht, den Kreis sozialer Akteure faktisch zu begrenzen. Die sich aus dieser Forschungsstrategie ergebenden Konsequenzen für die Konstruktion von Sozialtheorien werden in einem zweiten Schritt untersucht. Zunächst werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede systematisch rekonstruiert, die sich bei einem systematischen Vergleich der Sozialitätskonzeptionen von Handlungs-, Interaktions- und Systemtheorien ergeben. Vor diesem Hintergrund lassen sich die theoretischen und methodologischen Neuerungen einordnen, die eine Analyse der Grenzen der Sozialwelt erforderlich macht. Dazu gehört nicht zuletzt eine Neufassung des Verhältnisses von Sozialtheorie und empirischer Forschung. Anstatt Sozialtheorien gegen die Infragestellung durch empirische Forschung zu immunisieren, wie es seit Simmel üblich ist, wird ein Verfahren vorgestellt, das es erlaubt, sozialtheoretische Konzepte durch empirische Annahmen zu irritieren.

Gesa Lindemann


Gesa Lindemann

Gesa Lindemann studierte Soziologie und Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin und ist seit 2007 Professorin für Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Gesellschaftstheorie, Soziologie der Menschenrechte, Methodologie der Sozialwissenschaften, Anthropologie, Medizinsoziologie. 

1985 schloss Gesa Lindemann ihr Studium mit dem Diplom in Soziologie ab. Sie war von 1987 bis 1988 und 1990 bis 1992 Wissenschaftliche Angestellte der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft in Berlin. 1993 promovierte sie an der Universität Bremen mit dem Thema »Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht«. Anschließend wurde sie von 1993 bis 1994 Lehrbeauftragte für Soziologie an der FU Berlin und von 1994 bis 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Heinz Steinert an der Universität Frankfurt am Main. Gesa Lindemann habilitierte sich 2001, danach verschiedene Lehraufträge und Vertretungsprofessuren sowie Visiting-Professuren in Großbritannien, Brasilien und Schweden.

Pressestimmen


Ein wichtiger Bestandteil der gesamten Monografie ist der laufende systematisch-rationale Vergleich gängiger Sozialtheorien in einem kritischen Vergleich. (...) Insgesamt liefert die Monografie wichtiger Denkanstöße zur Weiterentwicklung empirisch-sozialtheoretisch fundierter Forschung.
KZFSS, Vol. 62, Nr. 4 (2007), Roland K. Kobald.