Die Form der Nachricht

  • Erscheinungsdatum: 05.04.2016
  • Buch
  • 360 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-95832-087-1
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Beschreibung


Die Unmöglichkeit einer objektiven Berichterstattung und grundlegende Skepsis an den Leistungen der Nachrichtenmedien ist längst zu Allgemeinplätzen geworden, während von einem Geltungsverlust dieser Medien nicht die Rede sein kann. Tagtäglich binden die in Massenmedien selektierten Ereignisse die Aufmerksamkeit in Politik, Wirtschaft oder Interaktionssystemen mit nicht zu unterschätzenden Wirkungen.
Dabei stellt sich die Frage, wie unter Voraussetzung der Perspektivität jeder Beobachtung spezielle Beobachtungen erzeugt werden, die Relevanz und die Beschreibung der aktuellen Wirklichkeit für sich beanspruchen können und für differente Anschlüsse weiterer Systeme attraktiv werden.
Das vorliegende Buch greift die systemtheoretische Diskussion massenmedialer Kommunikation auf und erweitert sie um eine formtheoretische Analyse von Nachrichten. Im Zentrum der Überlegungen steht die Spannung zwischen der grundsätzlichen Beobachtergebundenheit von Nachrichten und deren Anspruch an wirklichkeitsgetreue Repräsentation. Nachrichten ermöglichen gesellschaftsweite Aufmerksamkeit, indem sie einerseits Ereignisse hervorbringen und dabei andererseits ihre eigene Beobachtungsleistung unsichtbar machen. Die Ereignisse erscheinen in einer Form, die die Anschlussbildung an diese Ereignisse wahrscheinlicher und sichtbarer macht als die möglichen Anschlüsse an die Perspektivität der Nachrichten. Sie werden gleichsam einer differenten Beobachtung, etwa durch politische, wirtschaftliche oder andere massenmediale Kommentierungen, ausgesetzt. Ereignisse, nicht Themen, erweisen sich daher als wichtige durch Massenmedien bereitgestellte Aspekte der Integration von Gesellschaft unter den Bedingungen ihrer funktionalen Differenzierung.
Drei exemplarische Fallstudien – die Diskussion um den Fall Christian Wulff, um die Publikation der Botschaftsdepeschen durch WikiLeaks und die Veröffentlichung von Wirtschaftsprognosen – veranschaulichen diesen Zusammenhang.

Judith Beyrle


Judith Beyrle hat Soziologie und Erziehungswissenschaften in Augsburg und Trier studiert und wurde im Jahr 2015 an der Zeppelin University Friedrichshafen promoviert. Sie arbeitet derzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaften der Universität Trier.

Pressestimmen


In ihrer 2015 an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen angefertigten Dissertation, die eine Theorie der Nachrichtenform auf systemtheoretischer Basis annonciert, geht es der Autorin weniger um die konkreten Veränderungen und Formbestimmungen der journalistischen Gattung ‚Nachricht‘. Vielmehr interessiert sie sich für das Verhältnis von gesellschaftlicher und medialer Wirklichkeit, um deren Konstruktionen entlang den gewählten Kategorien von Ereignis, Beobachtung und deren Differenz, die sie als Form begreift. Maßgeblich dafür ist die Referenz auf die Systemtheorie, insbesondere auf die ›Annahme von Prozessualität und Beobachterabhängigkeit‹ (S.16) und auf die ›Beobachtung von Gesellschaft für den Gedanken der funktionalen Differenzierung und der Entkoppelung der Sinndimensionen im Zuge der Entwicklung dieser Gesellschaft‹ (ebd.).
Hans-Dieter Kübler, MEDIENwissenschaft 04/2018.