Formen des Sprechens, Modi des Schweigens

Sprache und Diktatur

  • Erscheinungsdatum: 09.07.2018
  • Paperback
  • 452 Seiten Seiten
  • Fadenheftung
  • ISBN 978-3-95832-082-6
lieferbar innerhalb von 2 Werktagen
Auf den Merkzettel

Produktsicherheit

Beschreibung


Unter den Bedingungen einer Diktatur oder eines autoritären Regimes bildet sich ein spezifischer Sprachgebrauch heraus, in dem Machtverhältnisse gestützt, subversiv entlarvt, unterwandert oder offensiv kritisiert werden. Aufschlussreich ist dabei nicht nur, was, wann, wie, von wem, in welchem öffentlichen oder privaten Raum gesagt wird, sondern auch die Art und Weise, wie etwas nicht gesagt und wann, worüber und wie geschwiegen wird.
Der vorliegende Band untersucht den spezifischen Sprachgebrauch in und nach der Diktatur bzw. in und nach autoritären Regimen in einer deutsch-arabischen Perspektive und ist das Ergebnis einer dreijährigen interdisziplinären Zusammenarbeit deutscher und nord-afrikanischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Mit den gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die viele arabische Länder begonnen und wenige fortgesetzt haben, ist die Thematik hochaktuell.
Die sprachphilosophischen, linguistischen, ethnologischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen wenden sich vier thematischen Schwerpunkten zu: Ein erstes Kapitel untersucht Sprache als Instrument der Macht. Ein zweites Kapitel wendet sich dem Gegendiskurs und der Subversion innerhalb der arabisch- und deutschsprachigen Literatur zu. Ein dritter Themenschwerpunkt liegt auf der Aneignung und Enteignung von philosophischen Begriffen im Kontext autoritärer Staaten. Ein vierter und letzter Fokus liegt auf den Wendepunkten, auf Protest und Öffentlichkeit, die sich in Demonstrationssprüchen, Protestliedern in Umbruchzeiten und Literatur ausdrücken.

Sarhan Dhouib


Sarhan Dhouib ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim. 2011 erhielt er den Nachwuchspreis für Philosophie des Goethe-Instituts. Seit 2013 ist er Mitglied der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA). 2020 erhielt er das Feodor Lynen Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Arbeitsschwerpunkte: Deutscher Idealismus, Politische Philosophie, Arabisch-islamische Philosophie der Moderne, interkulturelle Philosophie. Auch bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Sprache und Diktatur. Formen des Sprechens, Modi des Schweigens (Hg., 2018), Toleranz in transkultureller Perspektive (Hg., 2020), Erinnerungen an Unrecht. Arabisch-Deutsche Perspektiven (Hg., 2021).

Pressestimmen


Für WissenschaftlerInnen, die zu den Themen des Bandes forschen, ist der Band als Fundgrube einer Vielzahl von Anregungen, aber auch möglicherweise neuer, noch nicht bekannter Literaturangaben in den Fußnoten sehr zu empfehlen. Für das breitere Publikum werden manche Beiträge vielleicht zu theoretisch anmuten; dieser kleine Nachteil wird jedoch durch eine Vielzahl von Beiträgen wettgemacht, die anhand ganz realer Beispiele das Thema und die Fragestellung ganz konkret erfahrbar machen und daneben auch eine Fülle von kulturellen und länderspezifischen Informationen bieten.
Peter Krois, Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes WZKM vol. 112.
Der Band wirbt nicht nur für ein transkulturelles Verständnis arabischer Lebensumstände, er reißt den Leser auch aus der Selbstgefälligkeit eines politischen Selbstverständnisses, das sich im Rahmen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung über solche Machtfragen erhaben wähnt.
Burkhard Liebsch, Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018.
›Sprache und Diktatur‹ gestattet durch seine forschende Tiefe und Umsicht einen messerscharfen aktuellen Einblick in die kulturelle Struktur des nordafrikanischen wie syrischen Kulturraums.
Marga u. Walther Prankl, kultur-punkt.ch, 12.07.2018.