Grenzpolitik der Experten

Vom Umgang mit Ungewissheit und Nichtwissen in pränataler Diagnostik und Beratung

  • Erscheinungsdatum: 09.11.2005
  • Buch
  • 240 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-938808-05-4
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Beschreibung


Kategoriale Grenzkonstruktionen wie gesund/krank oder Leben/Tod dienen der Orientierung und Entscheidungsentlastung in der Medizin. Nun ergeben sich nicht zuletzt im Zuge des biowissenschaftlichen Fortschritts Überforderungen dieser institutionalisierten Entscheidungskonventionen und damit neuartige Entscheidungs- und Gestaltungszwänge.
Im Anschluss an die Theorie reflexiver Modernisierung lässt sich die Reformulierung dieser Unterscheidungen durch die Experten als notwendige Reaktion auf neue Uneindeutigkeiten verstehen. Grenzpolitik der Experten ist daher nicht einfach gleichbedeutend mit strategischer Rhetorik zur Durchsetzung wissenschaftlicher Autonomieansprüche; sie ist vielmehr Ausdruck einer Suche nach Neuorientierungen jenseits überkommener Leitdifferenzen und Unterscheidungen.

Alexander Bogner


Alexander Bogner ist habilitierter Soziologe mit Schwerpunkt in den Bereichen Wissenschaft, Technik und Umwelt. Sein Forschungsinteresse kreist um die Frage, inwiefern Wissenschaft und Technik sich wandeln, wenn die Grenzen zu Politik und Öffentlichkeit durchlässiger werden. Empirischer Bezugspunkte seiner Analysen sind die Biomedizin, die Grüne Gentechnik sowie neue und emergierende Technologien. Seit 2019 ist er Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Pressestimmen


Zweifelsfrei ist die Methodenreflexion, wie sie vom Autor repräsentiert wird, eine Stärke der Arbeit. Da eine Reflexion über ExpertInnen-Interviews für die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung von Expertendiskussion von unmittelbarer Relevanz ist, verleiht sie der Auseinandersetzung mit der Grenzpolitik von ExpertInnen eine zusätzliche Dimension. (...) Aus wissenssoziologischer Perspektive kann die Arbeit als gewinnbringender Beitrag in der Erforschung der spezifischen Rolle von Nichtwissen im medizinischen Kontext gewertet werden.
Soziologische Revue, Jg. 30 (2007), Bernhard Wieser.
Die vorliegende Arbeit erweist sich als Fundgrube für die zahlreiche kritisch-reflexive Literatur zur PD und deren "uneingestandenem Bedeutungsüberschuss.
Dr. Maria Overdick-Gulden, Lebensform, 3. Quartal 2006.
Geht es um Forpflanzung, Aufzucht und Auswahl beim Homo Sapiens, so begibt sich der/die Leserin sofort in ein gefährliches Fahrwasser. Alexander Bogner umschifft dieses durch seine starke Reflexion auf die sachbezogenen Inhalte der Pränataldiagnostik.
Soziale Technik, 4/2006.
Wie aber reflektieren die in ihrer täglichen beruflichen Praxis mit der PND befassten Mediziner selbst ihr Handeln? Dieser Frage ist der Wiener Soziologe Alexander Bogner nachgegangen. Die Interviews, die er geführt hat, lassen sich auch als ein eindrucksvolles Kapitel der Medienforschung lesen.(...) daß die medizinischen Experten ihre Tätigkeit nicht anhand esoterischer Privatphilosophien, sondern weitgehend in Einklang mit den gesellschaftlichen bereitgestellten Deutungsmustern reflektieren - hat man nach der Lektüre von Bogners Buch schwarz auf weiß.
Michael Pawlik, FAZ, 1.2.2006.