Operation und Ereignis

Eine Relativitätstheorie der sozialen Zeit

  • 192 Seiten
  • broschiert
  • Sprache des Textes: Deutsch
  • 09.09.2022
  • 1. Auflage 2022
  • 22,2 cm x 14,0 cm
  • ISBN 978-3-95832-291-2
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Beschreibung


Die in diesem Buch entworfene Relativitätstheorie der sozialen Zeit stellt einerseits eine Novität dar, ist aber andererseits schon seit langem vorbereitet in zwei klassischen Positionen der Sozialwissenschaften: dem Pragmatismus von G.H. Mead und der genetischen Erkenntnistheorie von Jean Piaget. Sie liefern beide eine bislang wenig aufgenommene Interpretation der Relativitätstheorie und machen dabei das Relativitätsprinzip als eine nicht nur der physikalischen Welt zugehörige Dimension der Wirklichkeit geltend. Auf komplementäre Weise erfassen beide darin die Zeit als das Resultat einer Wechselbeziehung zwischen Operation und Ereignis. Relativität kann so allgemein verstanden werden als Reziprozität autonomer Prozesse, die sich auf nichtlineare Weise entwickeln. Das vorliegende Buch leistet zunächst eine systematische Darstellung dieser beiden klassischen Ansätze in ihrem inneren Zusammenhang und entfaltet sie dann weiter im Sinne eines neuartigen Begriffs der sozialen Zeit. Ausgangspunkt dafür ist die strukturale Soziologie Ulrich Oevermanns. Dabei steigt die Modellentwicklung von der Ebene der individuellen Bildungsprozesse zu denen der lebensweltlichen, der gesellschaftlichen und der geschichtlichen Bildungsprozesse auf. Am Ende schließt sich der Kreis im Blick auf die Entdeckung der Zeit in der Natur.

Ferdinand Zehentreiter


Ferdinand Zehentreiter
© privat

Ferdinand Zehentreiter ist Privatdozent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst ebendort. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Materialität des Geistes (2011, hg. mit Roland Burkholz und Christel Gärtner), Kritik der Neuroästhetik (2020) und Operation und Ereignis (2022).

Pressestimmen


Dem Gesellschaftswissenschaftler Ferdinand Zehentreiter gelingt es in einer umfassenden zugleich umsichtigen Weise die Relativitätstheorie Einsteins nach ihre sozialen Bezogenheit zu hinterfragen. Dabei wird die pragmatische und strukturalistische Interpretation von Einstein erhellt, dass ›soziale Zeit‹ gleich ›Praxiszeit‹ als eine Synthese von Geschichts- und Naturzeit vollzogen erscheint. So stellt Zehentreiter in seinem Diskursbuch »Operation und Ereignis« einen Entwurf einer soziologischen Theorie der ›nichtlinearen Entwicklung‹ dar, wie er es bereits eingangs mit George Herbert Mead zitiert, dass die neue Raum-Zeit der Raum nicht von irgend etwas ist ... Es gibt nur die Ereignisse in ›nichtlinearen‹ (Zehentreiter) Intervallen zueinander. Dank diesem neuen erfrischend-universalen Denkansatz gibt noch einiges zu tun in der ›nichtlinearen Raum-Zeit-Entwicklung‹.
kultur-punkt.ch, August 2022
Zehentreiter kann nicht nur überzeugend zeigen, dass die Relativität bei Einstein als Reziprozität zwischen Beobachter und Beobachtendem aufzufassen ist und dass sich Mead bei seinen Überlegungen tatsächlich auf die Relativitätstheorie bezieht, sondern er zeigt auch, dass die Zeit im Rahmen der Relativitätstheorie einen nichtlinearen Charakter erhält. Das bedeutet, dass Ereignisse nicht einfach als Summe der zu ihnen führenden Situationssequenzen aufgefasst werden können, sondern dass im Zusammenspiel der materiellen Massen im Universum tatsächlich permanent neue Ereignisse emergieren, die ihrerseits die Struktur der Raumzeit verändern (im Falle der Relativitätstheorie) oder in einer jeweiligen Gegenwart neue Zukünfte in Form neuer möglicher Anschlüsse an die Vergangenheit eröffnet werden (im Falle des Pragmatismus bei Mead).
Gunter Weidenhaus, Kölner Zeitschrift für Soziologie, 23.10.2023.