Rechtspositivismus und juristische Methode

Betrachtungen aus dem Alltag einer Vernunftehe

  • 1. 1., Auflage
  • Erscheinungsjahr: 2011
  • Erscheinungsdatum: 01.09.2011
  • Hardcover
  • 238 Seiten
  • 22.2 x 14 cm
  • ISBN 978-3-942393-20-1
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Beschreibung


Der Inhalt des positiven Rechts ist sein Gebrauch vor Gericht – eine Gebrauchstheorie des Rechts, die alle Strukturen, Linien, Verbindungen der Gerichtstätigkeit hinter den Paravent der Praxis zieht und dem vorausschauenden Blick der Rechtssuchenden nur noch die zeitlose Rechtsproduktion offenbart, in der Fall auf Fall entschieden, Urteil für Urteil erlassen, Recht für Recht gesprochen wird, Monaden, Fragmente, Partikel, Splitter, die keine Geltung entfalten, weder in der Vergangenheit noch für die Zukunft. Alles Recht ist Richter-Recht.

Die geläufige Unterstellung, das Wesen des Rechtspositivismus liege im realitätsvergessenen Nachvollzug legislativer Vorgaben, ist längst als Legende entlarvt. Von diesem historischen Befund ausgehend, versucht die Studie, das Zeitalter der Vollpositivierung allen Rechts theoretisch zu rekonstruieren: das Netz von juristischen Kommunikationen nachzuzeichnen, das sich seit dem 18. Jahrhundert über die Rechtswelt legte – hunderte Zeitschriften, tausende Monographien, zehntausende Aufsätze und unzählige Urteile, die einander widersprachen, ergänzten und korrigierten. Daraus entwickelte sich ein Rechtsdiskurs, der sich in seiner Komplexität bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts jeder Steuerung von außen entzog. Recht-Sprechung wurde zum Selbst-Gespräch. Die Realität des Richterstaats ist demnach keine Überwindung des Positivismus; sie ist vielmehr dessen volle Entfaltung.

Benjamin Lahusen


Benjamin Lahusen ist seit 2021 Professor für Bürgerliches Recht, Neuere Rechtsgeschichte, Juristische Zeitgeschichte und Rechtstheorie an der Europa-Universität Frankfurt (Oder). Er hat in Tübingen, Lausanne, Berlin (HU) und New York (Columbia) Rechtswissenschaft studiert, war nach dem ersten Staatsexamen drei Jahre Doktorand am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main, wurde am Berliner Kammergericht zum Volljuristen ausgebildet und hat danach fünf Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Rostock gearbeitet. Von 2015 bis 2020 war er Nachwuchsgruppenleiter an der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

Publikationen bei Velbrück: Alles Recht geht vom Volksgeist aus, Rechtspositivismus und juristische Methode

Pressestimmen


Das ist ein gelungenes Buch. Klar gedacht und gut geschrieben. Mutig ist es obendrein. Bereits im Inhaltsverzeichnis steht der in jeder Wordbedeutung alles entscheidende knappe Satz: "Alles Recht ist Richter-Recht." Was sonst! Neu ist das nicht. Für die allermeisten aber offenbar doch. Und in jedem Falle noch immer taufrisch angesicht der ausdauernden Gegenwehr der alteuropäischen Gesetzesfetischisten. Deshalb wird das Buch seinem Autor noch eine Menge Ärger einbringen. Benjamin Lahusen hat sich nämlich mutig zu Recht ans Werk gemacht, die Lehre vom Richterrecht auszubuchstabieren. Und damit auch den Rechtspositivismus.
Goltdammer's Archiv für Strafrecht, 160. Jg., Heft 3/2013, Prof. Dr. Walter Grasnick.