Magazin 07/2005

Wider eine gewisse europäische Selbstgerechtigkeit: Europa im Zeichen der Feindschaft

Ungezählte, mühselige Anstrengungen sind unternommen worden, Europa eine einheitliche politisch-rechtliche Gestalt zu geben. In vielen einschlägigen, fast ausnahmslos europafreundlichen Schriften, die zu diesem Prozess beigetragen haben, wurde immer wieder unterstellt, Europa bleibe zwar in vielen Hinsichten noch zu verwirklichen, aber was als Zukunft Europas zu verwirklichen ist, stehe wenigstens dem Sinn nach fest. Genau diese Erwartung ging offenbar mit der Verabschiedung einer gemeinsamen europäischen Verfassung einher. Was nur noch zu verwirklichen ist, hat seine Geschichte im Wesentlichen bereits hinter sich und ist insofern tatsächlich eine Angelegenheit der Vergangenheit, die das zu Verwirklichende als solches bereits vorwegnimmt. Henri Bergson sprach mit Blick auf Zeitvorstellungen, wie sie hier einfließen, einmal von einer »Präformation des Neuen im Alten«, die er als Leugnung »wirklicher Entstehung« von Neuem auffasste. Indem man nur noch die »Verwirklichung« Europas beschwört, macht man Europa im gleichen Zug zu etwas dem Sinn nach Abgeschlossenem. Zum vollständigen Artikel (pdf)